Schuppenameisen (Formicinae)
 


Foto: Heiko Bellmann
Nestkammer von Camponotus ligniperda mit einzelnen Larven und zahlreichen Puppenkokons

Die in Mitteleuropa gebietsweise häufig vorkommende Roßameise (Camponotus ligniperda) ist mit einer Körperlänge bis zu 18 mm (Königin, Arbeiterin bis zu 14 mm) die größte mitteleuropäische Ameise. Ähnlich wie bei der Ernteameise existieren auch hier erhebliche Größenunterschiede bei den Arbeiterinnen. Vor allem an sonnigen Waldrändern legen sie ihre Nester in Totholz oder am Boden unter Steinen an. Sie ernähren sich vorwiegend von den Ausscheidungen der Blattläuse.
Die geflügelten Geschlechtstiere entstehen bereits vor dem Winter und verlassen dann im Frühjahr und Frühsommer in mehreren Schüben das Nest. Nach der Begattung beginnt die junge Königin ganz allein mit der Nestgründung, z.B. unter einem Stein, in einer kleinen Höhlung. Erst wenn aus der ersten Brut die Arbeiterinnen geschlüpft sind, kann sie sich ganz auf die Eiproduktion konzentrieren.
 

Nest der Roten Waldameise (Formica rufa)
  Die Rote Waldameise (Formica rufa) errichtet ihre auffallenden Kuppelbauten am liebsten in lichten Wäldern, besonders in Nadelwäldern. Männchen und Königin Erreichen eine Größe bis zu 11 mm, Arbeiterinnen 4-9 mm. Wegen ihrer anerkannten Nützlichkeit genießt sie einen positiven Ruf. Tatsächlich erbeuten die Arbeiterinnen vor allem Insekten und überwältigen dabei zu mehreren auch recht große Beutetiere. Hierdurch erweisen sie sich bei der Regulation von Forstschädlingen als außerordentlich hilfreich.
 
Da sie keinen Giftstachel besitzen, setzen sich die Arbeiterinnen gegenüber Feinden zur Wehr, indem sie ihren Hinterleib unten zwischen den Beinen nach vorn biegen und ihr überwiegend aus Ameisensäure bestehendes Gift versprühen. Zur Nestgründung dringt die begattete Jungkönigin in ein Nest der etwas kleineren Art Formica fusca ein, tötet die Königin und lässt von den Arbeiterinnen ihre erste Brut aufziehen. Formica rufa gilt nach der Roten Liste als gefährdet.  
Foto: Heiko Bellmann
 

Foto: Heiko Bellmann
Nesteingang von Polyergus rufescens kurz vor einem Raubzug
  Eine recht interessante Lebensweise lässt sich auch bei der Amazonenameise (Polyergus rufescens) beobachten. Diese in Deutschland vom Aussterben bedrohte Art ist während ihrer gesamten Lebenszeit auf Sklaven angewiesen. Sie sind noch nicht einmal in der Lage, sich selbst mit Nahrung zu versorgen. Die 8-9,5 mm große, dunkelbraun gefärbte Jungkönigin dringt nach der Begattung in ein Formica-Nest ein und tötet die Königin. Dann lässt sie ihre Brut von den Wirtsameisen aufziehen.

Ihre eigenen, rotbraun gefärbten Arbeiterinnen, sind mit ihren dolchförmigen Mandibeln zwar ausgezeichnete Kämpfer, können aber nicht selbständig Nahrung aufnehmen. Sie werden ständig von ihren Sklaven gefüttert. Normalerweise sind an den Nesteingängen nur diese Sklaven zu beobachten, da sie allein für den Nachschub an Nahrung zuständig sind. An warmen Sommerabenden aber formieren sich die Amazonenameisen zu ihren spektakulären Raubzügen. Sie marschieren hierbei in breiter Front so lange in eine Richtung, bis sie auf ein geeignetes Formica-Nest treffen. Dort liefern sie sich mit den Nestbesitzern einen heftigen Kampf , bei dem diese aufgrund der technischen Überlegenheit der Angreifer stets unterliegen. Nachdem die Nestbewohner vertrieben oder umgebracht sind, werden alle Puppen geraubt und zum eigenen Nest gebracht. Auf diese Weise sorgen die Amazonenameisen für eine stets ausreichende Zahl an Sklaven.

Urameisen (Ponerinae)
Knotenameisen (Myrmicinae)
Drüsenameisen (Dolichoderinae)
Schuppenameisen (Formicinae)

Quellenangaben

Zurück an den Anfang