Teil 1 -Einleitung
von Sofie Meys
Illustrationen: Corinna Meys
Hallöchen!
Ich bin’s, die Nelly.
Sicher wollt ihr wissen, wie alt ich bin, wer meine Freunde sind und was ich den ganzen Tag so mache. Oder?
Okay
…:
Dass mein Name Nelly ist, sagte ich bereits. Und ich bin ein Mädchen.
Natürlich.
Denn wenn ich ein Junge wäre, hieße ich sicher anders.
Vielleicht Knut oder Napoleon. Oder Kevin...
Im Oktober habe ich Geburtstag. Dann werde ich endlich sechs Jahre alt.
Aber zurzeit gehe ich noch in den Kindergarten. Es wäre dort auch gar nicht so schlimm, wenn ich dann nicht die ganze Zeit von Dick getrennt wäre.
Für Hunde ist der Besuch des Kindergartens strengstens verboten!
Im August, wenn die Schulkinder-Sommerferien zuende sind, komme ich dann endlich auch in die Schule. Ich fange dort mit der ersten Klasse an und wenn ich gut lerne, komme ich nach einem Jahr in die zweite Klasse und immer so weiter.
Und das ist Dick.
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Er ist mein bester Freund.
Na, komm’ schon, Dick, du kannst dich doch auch selber vorstellen!
„Wau-wau-wuff“
Er hat gesagt, dass er sehr erfreut ist!
Woher ich das weiß?
Ganz einfach. Weil ich Dick verstehen kann, wenn er in seiner Hundesprache redet.
Jedes Wort!
Und Dick versteht mich, wenn ich in meiner Menschensprache etwas zu ihm sage. Wir können uns ganz gut miteinander unterhalten, Dick und ich.
Und wir passen richtig gut zusammen. So ist das bei guten Freunden.
Als Dick uns im letzten Jahr zugelaufen ist, hat Mama einen Riesenschreck bekommen.
„Was ist das?“ hat sie gerufen.
Mama ist manchmal dumm.
Sie hat noch nicht einmal gesehen, dass Dick ein Hund ist.
Papa hat gesagt, dass wir Dick nicht einfach so behalten dürften. Er war vielleicht weggelaufen und sein Besitzer könnte sich Sorgen um ihn machen.
Aber ich wusste gleich, dass Dick und ich zusammen gehören. Zum Glück ist bis heute kein einziger Besitzer von Dick bei uns aufgetaucht.
Ich hoffe, dass Dick für immer bei mir bleibt.
Am Anfang hatte Dick noch keinen Namen.
Mama sagte, dass sie noch nie einen Hund gesehen hat, der so hässlich ist. Und so dünn! Ich fand das nicht und so nannte ich ihn Dick.
Papa meinte, dass dieser Name nicht besonders gut zu ihm passt und dass wir ihn gut füttern sollten, damit er eines Tages so aussieht, wie er heißt.
Aber Papa ist auch manchmal dumm. Denn ein Name muss doch nicht immer zu einem Lebewesen passen.
Wenn ein Baby einen Namen bekommt, dann kann es doch auch sein, dass der Name irgendwann nicht mehr zu ihm passt. Vielleicht war es ja zuerst sehr niedlich und später, wenn es erwachsen geworden ist, könnte aus ihm doch ein grässliches Monster geworden sein...
Und vielleicht bekommt Dick ja eines Tages ganz furchtbares Übergewicht und ich muss ihn in einem Wagen spazieren fahren, weil er so dick und schwer geworden ist . Wer konnte so etwas schon voraussagen?
In unserer Familie bin ich das Nesthäkchen. So nennt man die Kinder, die als Letzte geboren werden, also die, die keine kleineren Geschwister mehr haben. Ich finde das nicht so gut, denn alle glauben von einem, dass man noch nicht alleine denken kann und so richtig schön dumm ist.
Dabei sind fastsechsjährige Kinder viel viel schlauer, als die meisten denken. Merkwürdig, dass die Erwachsenen das nicht wissen. Schließlich waren sie doch irgendwann auch so klein. Aber es ist wohl so, dass sie ihr Gedächtnis verlieren, wenn sie älter werden.
Ich hoffe sehr, dass mir und Dick das nicht auch passiert, wenn wir einmal ganz groß geworden sind.
Mein Bruder Dennis wird bald 17 Jahre alt und er hat schon eine Menge Gedächtnis verloren. Das einzige, worüber er etwas weiß sind Mopeds, Autos und Mädchen mit ganz kurzen Röcken. Die stehen immer in der Garageneinfahrt herum, wenn er an seinem Moped montiert.
Dann habe ich noch eine Schwester. Sie heißt Charice (das spricht man so aus: ‚Scharies’). Sie ist 12 Jahre alt und wunderschön. Und sie heißt ja auch ‚Charice Schön’.
Aber das hat ja nicht viel zu sagen, denn ich heiße ja auch ‚Nelly Schön’ und sogar Dick heißt ‚Dick Schön’. Eigentlich sollte sie ‚Charice Wunderschön’ heißen, aber man sucht sich seinen Namen ja nicht selber aus.
Charice sagt immer zu allem ‚super’. Das ist ihr Lieblingswort.
In der Schule ist sie ‚super-schlecht’. Aber Mama sagt, das wäre nicht schlimm, denn sie kann ja immer noch einen reichen Mann heiraten oder sogar Schauspielerin werden.
Ja, das ist sie also, unsere ganze Familie: Mama, Papa, Dennis, Charice, Dick und ich.
Aber manchmal denke ich, dass Außerirdische mich verloren haben, als sie auf der Erde zu Besuch waren. Sie haben mich einfach nicht mehr wieder gefunden und sind ohne mich zurück zu ihrem Planeten geflogen. Meine Eltern haben mich dann entdeckt und bei sich aufgenommen.
Jetzt muss ich mein Leben lang hier auf diesem fremden Planeten leben.
Wie gut, dass es Dick gibt! Sicher ist auch er ein Außerirdischer und kommt von einem ganz weit weg gelegenen Stern, auf dem es ganz viele Hunde gibt, die genau so aussehen wie er.
Mama sagt immer, dass meine Nase zu spitz ist und meine Lippen zu schmal. Keiner in der Familie sieht so aus wie ich. Und wie Dick sieht erst recht niemand aus.
Wir sind eben einzigartig, Dick und ich!
Wenn Papa abends nach Hause kommt, ist es meistens schon sehr spät.
Er arbeitet den ganzen Tag an einem Computer und abends hat er dann ganz kleine Augen.
Ich glaube, Papa ist wirklich nicht der Schlaueste, sonst würde er doch nicht so einen Beruf haben, der ihm so wenig Spaß macht. Es gibt doch so viele andere Berufe.
Zirkusclown zum Beispiel… Oder Artist.. Oder Zauberer....
Hier geht es zum 2. Teil der Geschichte!
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