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Drei Musketiere
regieren nicht immer die Welt

von Alf Rolla

 

 

Das Szenario rankte zwischen einer Soap bei RTL 2 und einem Stoff von Ken Follett!
Der Tag im fast noch jungfräulichen Dezember hatte sich schon fast zur Ruhe gebettet, als ein Mann im Berliner Kanzleramt anrief, sich als Muammar al-Gaddafi vorstellte und Angela Merkel verlangte. Nun kam es immer öfter vor, dass FDP-Chef Guido Westerwelle abends mit verstellter Stimme die Telefonistin auf Trab brachte, weil er Langeweile hatte.
Doch diesmal war es wirklich Gaddafi: „Hör mal, Angela, es geht um folgendes: Volksstämme im Norden und Süden wollen mich aus dem Amt drängen. Das ist nicht fair.“ Und Angela Merkel zeigte ein gewisses Verständnis. Denn auch sie brachten  Volksstämme aus dem Süden (mit Landesfürst Horst an der Spitze) und Norden (Landesfürst Peter Harry ) ins Schwitzen. „Kannst du was für mich tun?“, fragte der Anrufer aus Nordafrika. Angela Merkel versprach: „Ich werde bei meinem Spezi in Washington ein gutes Wort für dich einlegen.“ 
Schon ein paar Minuten später ließ sich Merkel mit dem Weißen Haus verbinden. Und im Ton des Wissenden erinnerte sie Barack Hussein Obama II daran, dass Gaddafi doch ein neuer Weggefährte Amerikas sei. Obama wusste nicht genau, was Sache ist. Kurz nach dem Anruf aus dem alten Europa erfuhr Außenministerin Hillary Clinton von dem Vorhaben. Zeugen erinnern sich, dass es zunächst so aussah, als wollte sie sich aus dem Fenster stürzen. Doch dann wurde ein ganz anderer Albtraum grausame Wirklichkeit. Am folgenden Sonntag wurde sie mal nicht in eine TV-Talkshow eingeladen, außerdem streikten ihr Trimm-Dich-Gerät und ein Schachcomputer. Ihr Mann Bill war auf Reisen.
Um nicht vor Langeweile unzukommen, arbeitete sie einen Strategieplan (Codewort: Drei Musketiere) aus. Und alle Beteiligten richteten sich danach – und riefen heimlich TV-Anstalten und die wichtigsten Zeitungen an.  Mit Erfolg: Schon eine Woche später hielten 80 Prozent der Amerikaner die Politik ihrer Hohepriesterin, die nun kräftig mit dem Säbel rasselte und nur noch von Aufständigen sprach, die einen „Schurkenstaat“ wollten, für ein Gesellenstück.
Ausgerechnet der ehemalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verhinderte einen Militärschlag gegen die Aufständigen in Nordafrika, indem er mit einem Missverständnis einen Platz in der rhetorischen Rumpelkammer fand: „Deutschland steht auch auf einer Stufe mit Libyen“. Die amerikanische Bevölkerung sprach sich plötzlich für Militärschläge gegen Deutschland aus. Nur ein beherztes Eingreifen von Obama selbst konnte das Unheil verhinden.
Und noch etwas hatte das alles bewirkt. In Deutschland und Libyen waren die Volksstämme im Süden und Norden eingeschüchtert, an Störfeuer dachte niemand mehr. Alle konnten zufrieden sein.
Alle? Kürzlich klingelte bei Angela Merkel wieder mal das Telefon, Gaddafi war dran: „Ich habe über die Gärten in Nord-Korea nachgedacht ...“ „Mist“, brummte die Kanzlerin dazwischen – und es kam von Herzen.
Es geht halt immer noch ein wenig schlimmer.

Buchtipp: "Alles außer Erotik", von Alf Rolla                                                     

 

 

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